Liber Fratrum

Das Liber Fratrum ist die Schrift der Kirche der vier Götter, in der die Entstehung von Escadon geschildert wird. Es ist in vier Abschnitte unterteilt und stellt das positive Gegenstück zum apokalyptischen Liber Finis dar. Verfasst wurde die Schrift der Sage nach von einem der Ordensgründer des Glaubens.

Das Buch im Wortlaut

I

Im Anfang aller Dinge war die Welt nur ein felsiges, trostloses Ödland. Dann traten vier Brüder vom Himmel herab und besahen einander. Da war Avis, der von frohem Gemüte war und stets leichtfüßig umherzog. Sein Atem war kühl wie ein Nordwind am frühen Morgen. Da war aber auch Terris, der stets ruhig und besonnen war. Seine größte Freude waren die Schätze, die er sammelte. Der dritte Bruder war Ignis, der von feurigem Temperament war. Er liebte so sehr mit ganzem Herzen, wie er sein flammendes Schwert mit ganzem Zorn zu führen vermochte. Und dann war da noch Vialis, der sich stets vor allem seines Lebens erfreute und sich auch immer gut um seine Brüder sorgte.

II

Doch aber die vier Brüder waren nicht alleine im Angesicht der Welt: Große Ungeheuer und Dämonen waren ihnen gefolgt und erhofften sich eine reiche Beute. Doch die Vier waren ihnen überlegen: Avis war schnell wie der Wind und focht mit einem schlanken Rapier, das aussah wie ein Zapfen reinen Eises – nur das es nie brach. Terris führte einen schweren Schild und einen Hammer aus reinem Gold, mit dem er die Schädel seiner Feinde spaltete. Ignis führte sein großes, flammendes Schwert mit vernichtendem Zorn und Vialis führte einen Stab aus hartem Holz, an dessen Ende slibern blitzende Klingen in Form von Eichenblättern angebracht waren.

Und so fochten die Brüder einen langen Kampf, jeder für sich selbst, bis mit einem Mal eine große Schlange vom Himmel herab stieß. So groß war die Schlange, dass sie die Sonne verdeckte und die ganze Welt mit ihrem Schwanze zu umfassen suchte.

Da erhoben die Vier ihre mächtigen Waffen zu einem gemeinsamen Schlag, der das Gefüge der Welten erschütterte und das mächtige Untier enthauptete. Und aus dem Körper des großen Verschlingers strömte soviel Blut, dass es die Welt bedeckte und so entstand das große Meer.

III

So traten die vier Brüder zueinander und beschlossen sich ein gemeinsames Heim und eine sichere Trutz zu errichten, damit sie sich fortan stets gegenseitig beschützen und helfen konnten. Und sogleich erhob Terris eine Landmasse aus den Tiefen des Ozeans, auf der sie ihr Heim begründen wollten. Und Vialis schuf kleine Seen und Flüsse. Er begrünte das Land und schuf Tiere um es zu bevölkern. Während Ignis sich auf der Südhälfte der Insel niederließ und mit seinem flammendem Schwert ein Loch in dem Himmel bohrte, um ihnen zu leuchten, begann Terris einige seiner reichen Schätze in der frischen Erde zu verstecken und Vialis sich bei seiner Seite niederließ um eine Mahlzeit zu bereiten, begab sich Avis an die nördliche Seite der Landmasse und sang seinen Brüdern ein wunderschönes Schlaflied um ihre Erschöpfung zu lindern.

IV

Doch aber so mächtig war der Zauber und so ermüdet die Brüder, dass sie in einen tiefen Schlaf fielen und nie wieder daraus erwachten. So wurden sie eins mit dem Land. Da versengte das flammende Schwert des Ignis die Südhälfte des Landes und aus seinem Rückenmark erwuchsen die mächtigen Sandberge. Vialis und Terris formten die Heiden und Sümpfe, die Berge und Fjorde des mittleren Landes. Avis kalter Atem begann den Norden des Landes mit Schnee zu bedecken und umgab ihn selber mit einer so Schicht von Eis, dass er zum höchsten Berg des gesamten Landes wurde. Und noch immer klingt sein Lied in den Bergen und Schluchten des kalten Nordens, wenn sein kalter Atem sich suchend durch sie hindurch windet – hat er doch seinen Meister nie wieder finden können.