Die Zwerge Escadons

Der junge Kontinent ist Heimat vieler Rassen und Völker, auch wenn die meisten nicht ihren Schoß entsprungen sind. So war es nicht verwunderlich, dass auch Zwerge den Weg nach Escadon fanden. Viele kamen als Wanderarbeiter in dieses Land, um in den Schmieden und Minen Arbeit zu finden, um ihre Familien in der ferne zu unterstützen. Da ihnen der Süden weitestgehend verschlossen blieb und die Witterungsverhältnisse in den Kaltbergen das Schürfen nahezu unmöglich machte, boten sie ihre Dienste dem König von Goldgrund an. Leo der Zweite nahm die Hilfe der Zwerge gerne an, da seine schlecht laufenden Minen ihm schon lange ein Dorn im Auge waren. Mit dem Segen des Königs machten sie sich auf, die Sandberge zu erobern. Zusammen mit den ansässigen Arbeitern konnten sie nach kurzer Zeit die Fördermenge erheblich steigern. Erfreut über diesen doch unerwarteten Geldsegen, überließ der König nach und nach die Kontrolle der Minen den Zwergen. Dieses Bündnis trug reiche Früchte auf beiden Seiten, was nach einiger Zeit zu Problemen führte. Viele hatten mittlerweile so viel Gold verdient, das es sie zurück in ihre Heimat zog. Natürlich folgten Zwerge aus anderen Ländern, doch auch diese würden nicht auf Dauer bleiben. Die Unzufriedenheit stieg stetig, bis es im Jahre 50 dB zum großen Bruch kam. Um mehr Arbeiter in die Minen zu bekommen, erließ Leo einen Erlass, dass Straftäter zur Zwangsarbeit in den Minen verurteilt werden konnten. Erbost über diese Geringschätzung ihrer Arbeit, zerstörten die Zwerge die Stützbalken der Hauptpforte der goldenen Mine und brachte diese so zum Einsturz. Um die anderen Minen vor den Zwergen zu schützen, trat der König mit dem Anführer des Aufstandes Obult Kupferbart in Verhandlungen. Da Leo Gefahr lief, das die Zwerge den Ertrag aus den Minen führ lange Zeit zum erliegen bringen könnten, war er auf eine schnelle Einigung aus. Um sie dauerhaft in Goldgrund halten zu können, überließ er ihnen die eingestürzte goldene Mine und die dazugehörigen Ländereien, unter Einräumung bevorzugter Handelsbeziehungen. Kupferbart willigte ein und wurde im Zuge dieser Abmachung zum Hüter der goldenen Minen ernannt. Kurz darauf gründete er die erste Zwergenstadt in den Sandbergen: Werdgaard.

Die eingestürzte Mine konnte schnell wieder in Betrieb genommen werden und das Zeitalter der Zwerge brach in Escadon an. Kupferbart erwies sich als guter Stadthalter und unter seiner Führung konnte die junge Stadt erblühen. Der Ertrag der Goldenen Mine überstieg schnell die der anderen und lockte so mehr Menschen und Zwerge in die Stadt. Die anderen Königreiche machten Obult ihre Aufwartung, doch seine Ehre gebot ihm, sich an das Handelsabkommen mit König Leo zu halten. In den nächsten Jahren, schlugen die Zwerge durch Gier getrieben die Stollen immer tiefer in den Berg. Je reicher sie wurden um so mehr veränderte sich ihr Gemüt. Im Jahre 53, was später als „Jahr des Goldkönigs“ in die Geschichtsschreibung einging, verfielen Kupferbart und einige seiner engsten Anhänger ihrem Wahn. Die Bewohner Werdgaards wurden gezwungen Obult die unabdingbare Treue zu schwören. Tat man dieses nicht, wurde man der Stadt verwiesen. Unter Einsatz enormer Geldmittel, trieben die Zwerge den Ausbau ihrer Stadtmauer zu einer riesigen Wehranlage voran. Zeitweise arbeiteten mehr als eintausend Menschen an diesem Bollwerk aus massivem Stein. Die Könige unterschätzen die Lage und ließen die Zwerge gewähren. Kurz nach der Fertigstellung der Stadtmauer ließ sich Kupferbart zum König unter dem Berge krönen und forderte für sein Volk den Status als eigenständiges Königreich. König Leo versuchte von Goldgrund aus, mit dem Zwergenkönig zu verhandeln und Kalif Mumat schickte Heiler aus Puerto del Sur, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. In dieser Zeit offenbarte sich der wahre Wahnsinn des Zwerges. Kupferbart ließ sich jede Woche eine neue Krone anfertigen, die größer und prachtvoller als die vorherige sein musste. Er entwickelte eine ausgeprägte Paranoia, was sich darin äußerte, das er nichts mehr persönlich entgegennahm, sei es Papier oder essen. Dieses steigerte sich sogar soweit, dass er den Boden nicht mehr berühren wollte, weshalb er sich auf einer Sänfte tragen ließ. Nachdem die Könige seinen Titel nicht anerkennen wollten, erklärte Obult in einem Wutanfall Goldgrund und Surabad den Krieg. Die Gründungsfamilien standen bis dahin immer fest hinter ihren König, doch diesen Wahnsinn konnten sie nicht hin nehmen. Die Frayspitz und Barkenfels flohen zusammen mit Obults Kindern aus Werdgaard, nachdem eine friedliche Machtübernahme gescheitert war. Sie schlossen sich König Leo an, der begann, mit seinem Heer die Stadt zu belagern. Unter Abstimmung mit Kalif Mumat griffen Goldgrunds Soldaten nach einigen Tagen das Haupttor an, während sich über einen kleinen Gebirgspass eine Truppe der Bonomir unter der Führung von Obtan Kupferbart in die Stadt schlichen. Nach einem kurzen Gefecht konnten sie die Wachen überwältigen und den Zwergenkönig im Thronsaal festsetzen. Die Südländer töteten die Leibwächter und nahmen Obult in Gewahrsam. Mit der Krone in der Hand, erschien der junge Zwerg auf dem Balkon der Pforte der goldenen Mine, was die Schlacht beendete und die Zeit des kupfernen Baron einläutete.

Die Soldaten aus Goldgrund besetzten Werdgaart nun dauerhaft, um wieder Ordnung in die Stadt zu bringen und sich die Minen zu sichern. Die Südländer unterdessen versiegelten die Minen der Kupferbarts, da diese eine Art Dufterz enthalten, die nach ihrer Ansicht nach die Quelle des Wahnsinns waren, die die Familie überkommen hat. Kalif Mumat sicherte den Zwergen seine Hilfe zu und bot ihnen einen festen Platz im Handelsrat von Surabad zu. König Leo der Zweite hielt bis zu seinem tragischen Unfalltod ein Jahr später an der Besetzung der kleinen Stadt fest. Als sein Sohn Leo III ihm auf den Thron folgte, trat Obtan Kupferbart mit ihm zu neuen Verhandlungen zusammen. Die alten Handelsverträge wurden wieder in Kraft gesetzt und Werdgaard erlangte seine Eigenständigkeit wieder. Obtan wurde in diesem Zuge in den Stand eines Barons erhoben und leistete als Freiherr Obult Tann Kupferbart II seinen Eid auf die Krone von Goldgrund. Des Weiteren richtete er den Rat der Zwerge ein, der die Entscheidungsgewalt auf die drei Familien aufteilte und nahm den Platz im Handelsrat von Surabad wahr. Die Stadt erholte sich sehr schnell und wuchs in den nächsten zwei Jahren wieder zu ihrer alten Größe an. Der Handel mit den angrenzenden Königreichen florierte und machte Werdgaart zur reichsten Stadt neben den Hauptstädten. Dieser strahlende Wiederaufbau wurde nur im 57 JdB durch den Tod von Kalif Mumat kurzzeitig Überschatten. Dieser Verlust betrübte den Zwergenbaron sehr, was ihn dazu veranlasste, seinen alten Vertrauten ein monumentales Denkmal zu setzten. Seine besten Steinmetze fertigten aus Gestein der der Avis Mark und den Sandbergen eine 25 Meter hohe Statue des Königs des Südens und trugen sie in einem feierlichen Marsch von den Sandbergen nach Puerto del Sur. Der Einfluss der Zwerge wuchs über die Jahre weiter an und ließ erneut den Wunsch eines eigenen Königreiches aufglimmen. Die Geschäfte mit König Lars von Kaltbergen verschafften Obult dem Zweiten einen weiteren Titel als Graf der abgelegenen Provinz Enthein am Avis-Mark. Auch der Kalif Karim übereignete den Zwergen einiges Land in den Sandbergen. Diese Ländereien waren sehr abgelegen und kaum zugänglich, befriedigten aber den Machthunger des Zwergbarons. Mittlerweile versorgten die Zwerge in ganz Escadon die Adeligen mit Schmuck und die Könige mit Waffen und Rüstungen für ihre Armeen. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung im Kampf gegen die Beschwörer verlieh Kaiser Lucianus Obult dem Zweiten im 67 JdB den neu geschaffenen Erbtitel des Gaardenfjarn (zwerg. etwa: Oberster Wächter) und machte ihn dadurch de facto zum König der Zwerge.

Gaardenfjarn Obult Tann Kupferbart der Zweite, durch seine Gnaden Oberster Hüter der zwei Berge, Graf von Enthein, Ratsvorsitzender von Werdgaart und Oberhaupt der goldenen Zwerge.

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